Donnerstag, 1. August 2013

Nas - Illmatic


Hip-Hop, 1994
Ist die Rede von Meilensteinen, Wegbereitern, besten Alben eines Genres usw., sollte das 1994er Debüt, des aus der Queensbridge stammenden Rappers Nas an oberster Stelle stehen. Nur wenige weitere Alben des Hip Hop revolutionierten das eigene Genre so nachhaltig wie Illmatic. Auch Nas' späteren Werke wurden an Illmatic gemessen, was dazu führte, dass oft Alben nach Illmatic als schlechteres Material wahrgenommen wurden. Klar ist jedoch, dass selbst diese vermeintlich schwächeren Alben ein gelungenes Debüt dargestellt hätten, wäre ihnen nicht solch ein mega Album vorweg gegangen.

Die Entstehung von Illmatic beginnt schon in den frühen 1990er Jahren. Im größten sozialen Brennpunkt von New York schmeißt Nasir Jones nach der 8. Klasse die Schule und beginnt auf den Straßen von Queensbridge mit dem Dealen von Drogen um sich so über Wasser halten zu können. Ab diesem Zeitpunkt beginnt er sich intensiv mit dem Koran, der Bibel und der Five Percent Nation zu beschäftigen. Ebenso mit dem Ursprung des Raps und dessen Kultur. Inspiriert von Kool G Rap, macht er seinen besten Freund Willie „Ill Will“ Graham zu seinem DJ und wird selbst zum Wunderkind des Raps der beginnenden 90er Jahre. Durch seinen gelassenen und smoothen, jedoch stets richtungsangebenden und bestimmenden Flow, nehmen ihn schon 1991 Large Professor's Crew Main Source als Tour-Support mit ins Gepäck. So entsteht schon vor seinem eigenen Debüt ein kleiner Hype um den gerade erst 18 jährigen Nas, der für diese Zeit mit eher ungewöhnlich vertrackten und komplexen Reimstrukturen verblüfft.

Als es dann ernst wird, hat Nas schon jede Menge erlebt und zu berichten. Eindrucksvoll thematisiert er ohne große Glorifizierungen die harte Realität seiner Heimat. Von der alltäglichen Gewalt auf den Straßen bis zur Ermordung seines Freundes Ill Will. Von dem Schulabbruch hin zum Dealen mit Drogen und über den angestrebten Erfolg als Rapper. Nas' junges Leben bietet jede Menge kleiner und großer Geschichten eines Heranwachsenden in Mitten harter Ghettos.
An den Tonreglern versammelt sich zum Debüt Nas' die Crème de la Crème der Producer. Large Professor, den Nas noch aus jüngeren Tagen kennt, zeichnet sich für die Tracks „Halftime“, „One Time 4 Your Mind“ und It Ain't Hard To Tell verantwortlich. Er hat Kontakte zu Pete Rock („The World Is Yours“) und Q-Tip („One Love“). Mit DJ-Premier findet sich ein weiterer Pionier im Rapgame für das Album. Er liefert die jazzig angehauchten Soul Beats mit den gewohnt dreckigen Scratches und den staub trockenen Drums, zu hören auf: „Represent“, „Memory Lane“ und „N.Y. State Of Mind“. Mit Premier's Beats scheint der junge Rapper zu verschmelzen. Die Basslines sind höllisch am wummern und die beinahe achtlos eingestreuten Piano Noten ergänzen Nas' Flow und heben diesen auf ein unbestreitbares Niveau. Dabei gebraucht eigentlich kein einziger Reim des jungen Talents irgendein pushenden Beat. Er ist durchweg der Mittelpunkt des Interesses und besitzt eine hervorragende Beobachtungsgabe, sowie die Kunst sich stets ins richtige Licht zu rücken. Nas' lyrische Skills markieren schon jetzt den Höhepunkt seines Schaffens und sind richtungsweisend für spätere Großtaten im Genre. "Nas ist wie Dylan. Er sagte einmal: Nenn mir einen, den ich nicht beeinflusst habe! Er hat sie alle beeinflusst. Von mir über Jay-Z, Busta Rhymes und Eminem zu 50 Cent: Mit diesem Album hat er jeden beeinflusst." So formuliert Q-Tip später einmal sehr treffend die überaus bedeutsame Wirkung von Illmatic.

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