Hip-Hop, 1994 |
Die Entstehung von Illmatic beginnt
schon in den frühen 1990er Jahren. Im größten sozialen Brennpunkt
von New York schmeißt Nasir Jones nach der 8. Klasse die Schule und
beginnt auf den Straßen von Queensbridge mit dem Dealen von Drogen
um sich so über Wasser halten zu können. Ab diesem Zeitpunkt beginnt er sich intensiv mit dem Koran, der Bibel und der Five Percent Nation zu
beschäftigen. Ebenso mit dem Ursprung des Raps und dessen Kultur.
Inspiriert von Kool G Rap, macht er seinen besten Freund Willie „Ill
Will“ Graham zu seinem DJ und wird selbst zum Wunderkind des Raps
der beginnenden 90er Jahre. Durch seinen gelassenen und smoothen,
jedoch stets richtungsangebenden und bestimmenden Flow, nehmen ihn
schon 1991 Large Professor's Crew Main Source als Tour-Support mit
ins Gepäck. So entsteht schon vor seinem eigenen Debüt ein kleiner
Hype um den gerade erst 18 jährigen Nas, der für diese Zeit mit
eher ungewöhnlich vertrackten und komplexen Reimstrukturen
verblüfft.
Als es dann ernst wird, hat Nas schon
jede Menge erlebt und zu berichten. Eindrucksvoll thematisiert er
ohne große Glorifizierungen die harte Realität seiner Heimat. Von
der alltäglichen Gewalt auf den Straßen bis zur Ermordung seines
Freundes Ill Will. Von dem Schulabbruch hin zum Dealen mit Drogen und
über den angestrebten Erfolg als Rapper. Nas' junges Leben bietet
jede Menge kleiner und großer Geschichten eines Heranwachsenden in
Mitten harter Ghettos.
An den Tonreglern versammelt sich zum
Debüt Nas' die Crème de la Crème der Producer. Large Professor,
den Nas noch aus jüngeren Tagen kennt, zeichnet sich für die Tracks
„Halftime“, „One Time 4 Your Mind“ und It Ain't Hard To Tell
verantwortlich. Er hat Kontakte zu Pete Rock („The World Is Yours“)
und Q-Tip („One Love“). Mit DJ-Premier findet sich ein weiterer
Pionier im Rapgame für das Album. Er liefert die jazzig angehauchten
Soul Beats mit den gewohnt dreckigen Scratches und den staub
trockenen Drums, zu hören auf: „Represent“, „Memory Lane“
und „N.Y. State Of Mind“. Mit Premier's Beats scheint der junge
Rapper zu verschmelzen. Die Basslines sind höllisch am wummern und
die beinahe achtlos eingestreuten Piano Noten ergänzen Nas' Flow und
heben diesen auf ein unbestreitbares Niveau. Dabei gebraucht
eigentlich kein einziger Reim des jungen Talents irgendein pushenden
Beat. Er ist durchweg der Mittelpunkt des Interesses und besitzt eine
hervorragende Beobachtungsgabe, sowie die Kunst sich stets ins
richtige Licht zu rücken. Nas' lyrische Skills markieren schon jetzt
den Höhepunkt seines Schaffens und sind richtungsweisend für
spätere Großtaten im Genre. "Nas ist wie Dylan. Er sagte einmal: Nenn mir einen, den ich nicht beeinflusst habe! Er hat sie alle beeinflusst. Von mir über Jay-Z, Busta Rhymes und Eminem zu 50 Cent: Mit diesem Album hat er jeden beeinflusst." So formuliert Q-Tip später einmal sehr treffend die überaus bedeutsame Wirkung von Illmatic.
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